Operation „Einflug“ Teil 2

Der Bericht vom 10.08.1988 fasst nochmal zusammen, dass dieser Mensch im „begründeten Einzelfall“ wieder in die DDR aufgenommen wurde die Staatsbürgerschaft der DDR erlangte. Siehe Teil 1

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Die Punkte der Zielstellung der Operation „Einflug“ werden aufgezählt.

  • Vorbeugemaßnahmen im Zusammenhang mit gegnerischen Organisationen und Geheimdiensten.
  • Vorbeugende Sicherung bei der Wiedereingliederung im Arbeits-, Wohn- und Freizeitbereich
  • Überprüfung der Ehrlichkeit
  • Die politisch-ideologische Grundhaltung zur sozialistischen Entwicklung in der DDR und Integration im gesamtgesellschaftlichen Prozess – kurz: Gesinnungsschnüffelei
  • Prüfung der Möglichkeit ob diese Person was machen kann beim Zurückdrängen von Übersiedlungsersuchen von DDR-Bürgerinnen und Bürgern in die BRD.

Nun die Ergebnisse dieser Operation „Einflug“ (Wie im Agentenfilm, in der Wirklichkeit aber mit Alltagsmenschen)

Es wurde festgestellt, dass dieser Mensch nichts mit westlichen Geheimdiensten zu tun hatte und er nicht eingeschleust wurde.

Rückverbindungen in die BRD werden kurz erwähnt. Hier geht es wieder um finanzielle Angelegenheiten, wie bereits in Teil 1 ausgeführt worden ist.

Die Verbindungen dieses Menschen in der DDR waren auch in Ordnung.

Dann geht es um familiäre Zerwürfnisse und irgendwelche Freundinnen, die für das MfS interessant waren und ebenfalls „im begründeten Einzelfall“ wiederaufgenommen wurden.

Nun wird eine Person erwähnt, die mit ihm in Röntgental einsaß und zu der es keine weiteren Verbindungen gab, nachdem sie aus Röntgental entlassen wurde. (Hier muss ich als Zeitzeugin erklären, dass es verboten war Adressen auszutauschen. Man durfte sich nur mit dem Vornamen kennenlernen. P.R.)

Nun kommt ein Lob betreffs des Eingliederungsprozesses, welcher von IM kontrolliert wurde. Es wurde bestätigt, dass dieser Mensch ein braver Bürger war.

Nun folgt ein Abschnitt, wo dieser Mensch nochmals gelobt wird.

Ein Kontaktgespräch vom 27.10.1987 ist hier dokumentiert. Dieser brave Bürger wurde, für seine Mitwirkung beim Rückdrängungsprozess von Ausreiseanträgen seitens Bürgerinnen und Bürgern der DDR in die BRD ausgezeichnet und er bekam eine Geldprämie.  Dieser brave Bürger versicherte, dass er das Alles aus Überzeugung macht.

Nun, da festgestellt wurde, dass die Integration gelungen ist, wurde die Operation „Einflug“ im November 1987 eingestellt und zur Ablage gebracht. Nun gab es eine Nachkontrolle mit folgenden Zielen:

  • Vorbeugende Verhinderung feindlicher Angriffe, insbesondere durch Wiederherstellung von Rückverbindungen aus der BRD
  • Es wurde nochmals kontrolliert, ob es negativen Umgang gibt, bzw. ob ein solcher entstehen könnte.
  • Weitere Überprüfung der Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit im Einsatz beim Zurückdrängen der Ausreiseanträge von DDR-Bürgerinnen und –Bürgern in die BRD.

Das Ergebnis der Nachkontrolle zeigt, dass es sich keinesfalls um einen braven Bürger handelt. Er will beruflich hoch hinaus und stellte diesbezüglich Forderungen an das MfS.

Mit vielen Worten versucht er das zu begründen und von seiner Person abzulenken. Er droht sein Arbeitsverhältnis zu kündigen. Aber das war doch gleichzeitig sein Einsatzgebiet.

Am 22.03.1988 gab es ein Kontaktgespräch mit der Zielstellung ihn als Interviewpartner für die „Wochenpost“, die „Freiheit“ und die sowjetische Zeitung „Iswestja“ zu gewinnen. Er sollte über seine Erfahrungen im kapitalistischen System der BRD berichten.

Bei Gesprächsbeginn zeigte sich aber, dass er keine eindeutige Position bezog.  Er würde zwar nicht bereuen zurückgekehrt zu sein, lehnte es aber „aus persönlichen Gründen“ ab als Interviewpartner in der „Wochenpost“ und der „Freiheit“ zu erscheinen.

Auf Fragen zu seinen persönlichen Problemen zählte er eine Reihe Forderungen auf, welche er bereits in zurückliegenden Gesprächen gestellt hatte. Außerdem äußerte er, dass es ihm peinlich sei in Veröffentlichungen innerhalb der DDR als ehemaliger Strafgefangener bekannt zu werden. Dies würde seinem Ansehen schaden. Dieser Mensch wurde aufgefordert sich schriftlich dazu zu äußern und es wurde ihm eine objektive Prüfung zugesichert.

Die schriftliche Stellungnahme dieses Menschen vom 23.03.1988 enthielt die gleichen Forderungen, die er bereits zuvor im Betrieb gestellt hatte. Nach der Prüfung dieser von ihm gestellten Forderungen war ein klärendes Gespräch vorgesehen. Es sollte über die Aufrechterhaltung des Kontaktes zum MfS entschieden werden. Die Entscheidung der entsprechenden Stelle lag bei der Verfassung dieses Dokuments noch nicht vor.

Da sich nun herausgestellt hatte, dass dieser Mensch aus egoistischen Motiven Forderungen stellte, die in seinem Arbeitsbereich auf Unverständnis gestoßen sind, wurde eingeschätzt, dass weitere Einsätze dieses Menschen in der Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen des Zurückdrängungsprozesses der Ausreiseanträge von DDR-Bürgerinnen und –Bürgern in die BRD nicht mehr zweckentsprechend waren.


Einschätzung der Zeitzeugin P.R.:

Dieser Mensch hat auf Zeit gespielt und das MfS genarrt.  Hätte er seine Forderungen von Anfang an gestellt, wäre er nicht aufgenommen worden und von Röntgental aus in die BRD zurückgeschickt worden.

Es gab so viele wirklich brave und willige Menschen, die sich nicht so gut ausdrücken konnten. Viele konnten nicht nachweisen, dass sie unverschuldet arbeitslos waren. Sie wurden mit der Begründung, dass sie „asozial“ seien abgelehnt und in die BRD abgeschoben. 

Auswertung des Dokuments:

Petra Reichel

Siehe Operation „Einflug“ Teil 1

Operation „Einflug“ Teil 1

Einleitung:

Die Auswertung dieses Dokuments und das Dokument selbst erinnern an einen Agentenfilm. Der Unterschied zum Film ist, dass es sich in der wahren Geschichte um Alltagsmenschen handelt.

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Diesen Aufwand hätte man sich sparen können. Der hier vorgestellte Mensch war im „begründeten Einzelfall“ wieder aufgenommen worden. Wie wäre es gewesen, wenn es keine „begründeten Einzelfälle“, sondern es die Regel gewesen wäre Rückkehrwillige und  Einwanderungswillige  als Neu- oder Wieder-Bürgerinnen und –Bürger in der DDR aufzunehmen? Nach der notwendigen Sicherheitsüberprüfung versteht sich. Das hätte auch propagandistisch ausgeschlachtet werden können.

Die Politik hätte reagieren müssen, als immer mehr Bürgerinnen und Bürger der DDR Grund zur Unzufriedenheit hatten. Dies ist nicht geschehen. Man hatte es ausgesessen bis zum Sieg der Konterrevolution.

Das hätte mehr zur Zurückdrängung von Übersiedlungsersuchen in die BRD von Seiten der Bürgerinnen und Bürger der DDR beigetragen, als solche wahren Agentengeschichten.

Auswertung Dokument „Einflug“ vom 14.05.1986

Hier geht es um einen Rückkehrer in die DDR. Dieser saß, wie so Viele, im Aufnahmeheim Röntgental.

Zunächst wird berichtet, dass dieser Mensch eine Vielzahl von Aktivitäten unternahm, um wieder in die DDR zurückkehren zu können. Um die Ernsthaftigkeit dieser Absichten zu überprüfen, hatte das MfS  zwei IMs auf ihn angesetzt.

Das MfS stellte fest, dass dieser Mensch keine Forderungen stellen wird und bereit wäre dahingehend mitzuwirken, dass die Übersiedlungsersuchen von Bürgerinnen und Bürgern der DDR in die BRD zurückzudrängen.

Es folgte der Vorschlag zur Wiederaufnahme dieses Menschen in die DDR „im begründeten Einzelfall“. Neben entsprechenden Stellen des MfS war der 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung in diesen Entscheidungsprozess eingebunden.

Es wurde ein Operativplan erarbeitet und ein IM ein- bzw. angesetzt.

Ein Informationsplan wurde erstellt und dann dem Aufnahmeheim Röntgental überstellt.

Nun wird wieder der „begründete Einzelfall“ erwähnt und nun geht es um die Wiedereingliederungsmaßnahmen am Arbeitsplatz. In diesem Fall ist es zu erklären, dass MfS-Angehörige hier die Arbeitsvermittler waren.

Nun die Bereitschaft dieses Menschen auch in den Medien dafür zu werben, dass die Bürgerinnen und Bürger der DDR davon Abstand nehmen sollen Ausreiseanträge in dien BRD zu stellen.

Es folgen Ausführungen zu:

  • Entlassung aus dem Aufnahmeheim Röntgental

  • Antrag auf Wiederaufnahme in die DDR-Staatsbürgerschaft

  • Unterkunft bei der Verlobten

  • Auto, das mitgebracht wird

  • DM-Betrag, der mitgebracht wird

  • Anmeldung bei Einwohnermeldeamt(Polizei) und dass er den Personalausweis erhält

Rückkehrfeier in der Wohnung von (Name geschwärzt), wozu dieser Mensch einen auf ihn angesetzten IM einlud.

Aus den Infos des IM ging hervor, dass es zum damaligen Zeitpunkt keine Probleme bei der Integration gab, die den Wiedereingliederungsprozess negativ beeinflussten. Einzelne Punkte aus dieser Info:

  • Dieser Mensch schätzte den Aufenthalt in Röntgental als gut ein.
  • Engere Kontakte zu den Mitinsassinnen und Mitinsassen wurden nicht geknüpft
  • Dieser Mensch war der Überzeugung, dass die Rückkehr in die DDR die richtige Entscheidung war und er wollte seine persönliche Entwicklung darauf ausrichten.
  • Im Aufnahmeheim wurde er darauf aufmerksam gemacht, dass er den Umgang mit dem IM meiden sollte, was für ihn nicht in Betracht kam.
  • Dieser Mensch hatte betreffs seiner Wiedereingliederung am Arbeitsplatz eine positive Erwartungshaltung.
  • Nun geht es um das DM-Konto bei der Staatsbank der DDR. Er würde noch Geldbezüge aus der BRD erwarten. (Name geschwärzt) soll von seinem Geld in DM nichts wissen.  Dieser Mensch hatte vor 150,-DM beim IM schwarz zu tauschen.
  • Normalerweise wurde Schwarztausch in der DDR streng verfolgt und hatte Konsequenzen. Hier anscheinend nicht.

Am 06.05.1986 wurde dieser Mensch in dem Kombinat eingestellt, wo er dann arbeitete. Er fing direkt am 07.05.1986 an. Die Einstellung erfolgte über einen IM, genauer einem FIM.(IM die andere IM führten)

Im persönlichen Gespräch mit dem FIM erklärte dieser Mensch :

  • Seine Dankbarkeit wieder in die DDR zurückkehren zu dürfen und dass er sich für den Rückdrängungsprozess der Ausreiseanträge in BRD seitens derer, die in diesem Kombinat arbeiten einsetzt.
  • Er stellte weiterhin keine Forderungen
  • Er informierte detailliert über seine Wohnungstauschabsichten

Durch den Einsatz des FIM wurde das Arbeitskollektiv(Arbeitskollegen, Team, Arbeitsgruppe) auf die Wiedereingliederung vorbereitet. Es gab dabei keine Probleme.

Der FIM war von der Hauptabteilung Kader dieses Kombinats, also von der Personalabteilung. Da dieser diesen hier vorgestellten Menschen einstellte, war er der Personalchef. In der DDR nannte man diese Funktion Kaderleiter.  Folglich bestand da ein offizieller Kontakt.

Bei den Wechselbeziehungen Kollegenkreis und Personalchef ergab sich eine inoffizielle Zusammenarbeit mit dem MfS.

Am 08.05.1986 nahm dieser Mensch zum Kontakt zu dem IM auf, um, wie vorgesehen, das Geld zu tauschen. Ahhh, hier hatte dieser Geldtausch einen Zweck. Dieser IM gab die Info weiter, dass der Wiedereingliederungsprozess am Arbeitsplatz problemlos verlief.

Der IM gab als weitere Info weiter, dass dieser Mensch an einer festen Verbindung mit ihm interessiert war.

Als Ergebnis dieses ganzen Procedere, das irgendwie an einen Agentenfilm erinnert, wurde eingeschätzt, dass die Operation „Einflug“  wohl gelungen war, denn der Wiedereingliederungsprozess verlief ohne Probleme.

Die Operation „Einflug“ wurde weitergeführt, je nach Notwendigkeit und Aktualisierung.

Wie die „Operation Einflug“ weiterging, siehe Teil 2

Auswertung des Dokuments:

Petra Reichel