Aufnahmeverfahren vor 1961

Gastbeitrag von Clemens Külberg

Das Aufnahmeverfahren in einem DDR- Übersiedlungslager dauerte vor 1961 damals im Schnitt 6 Wochen.
Meine Angaben beziehen sich auf das Frühjahr 1961.In dieser Zeit wurden die behördlichen Überprüfungen akribisch vorgenommen.
Da dieses Barackenlager, von dem ich hier schreibe, gerammelt voll war bzw. aus Nähten platzte, zog man die männlichen Übersiedler zu NAW-Arbeiten zur Erweiterung des Objektes heran (Barackenbau).So hatten nach Beendigung der Einbürgerungsprozedur schon manche 50 und mehr NAW-Stunden abgerissen.
Es gab ausreichend medizinische Versorgung, normales und ausreichendes Kantinenessen und eine umfangreiche kulturelle Betreuung (kostenlos).
Hierbei gab es auch politische Veranstaltungen und Vorträge zum Leben in der DDR. Diese waren freiwillig .Auch eine Busfahrt durch Ostberlin wurde organisiert.
Die Barackenzimmer waren mit Doppelstockbetten, Spind und Tisch/Sitzmöglichkeiten versehen.(Design NVA)
Unter den Übersiedlern waren zahlreiche Familien mit Kindern, Einzelpersonen, BW-Angehörige, Fremdenlegionäre und auch politische Flüchtlinge aus Luxemburg z.b.
Einige Antragsteller wurden abgelehnt und mussten wieder zurück.
Befragungen wurden im Lager direkt durchgeführt, in Ausnahmefällen wurde man auch zu den Dienststellen außerhalb vorgeladen.
Sehr viel Aufmerksamkeit wurde dem Lebensweg der Antragsteller in den Jahren 1933/45 und danach gewidmet.
Das waren oft die Fragen, die das Procedere der Einbürgerung verlängerten.

Diese Auskünfte beziehen sich auf das Übersiedlungslager Blankenfelde/ Berlin. 

Bis 1961 wechselten ca.20-50 000 Personen jährlich von West nach Ost.