Gastbeitrag von Günter Recknagel

Günter Recknagel war ein Behördenvertreter in der DDR

Obwohl ich bei einer Abteilung Inneres in der DDR tätig war, kann ich über das spezielle Thema keine näheren Äußerungen machen. Dazu können sich nur die damit befassten ehemaligen Mitarbeiter äußern, die sich aber aus guten Gründen offensichtlich abgeduckt haben.   Ich weiß nur, dass diese Heime in erster Linie unter der Verantwortung des MdI standen. Für die operative Kontrolle des MdI war die HAV II des MfS verantwortlich und jedes Organ hatte seine eigenen Dienstanweisungen. Eines ist mir klar, es ging in erster Linie um das Erkennen bzw. um die Erarbeitung erster Hinweise zur Bearbeitung von Spionen der westlichen Geheimdienste. Dafür war aber wiederum die HA II verantwortlich. Nur die Bearbeitung von Beweisen für eine Spionagetätigkeit konnte nur möglich sein, wenn diese Menschen anschließend in der DDR leben konnten. Der psychische Druck in diesen Heimen ist mir eigentlich unverständlich außer dem eventuell entstehenden Lagerkoller. Im Gegenteil, eine offene und freundliche Atmosphäre wäre eigentlich dem operativen Ziel mehr entgegengekommen. Man muss sich ja vorstellen, unter welchem psychischen Druck diese Menschen schon dort ankamen. Dann noch mehr Druck aufzubauen, war meines Erachtens unmenschlich. Es wäre besser gewesen, Gelegenheit zum Druck ablassen zu geben.   Die Zustände dort waren, so wie sie beschrieben werden und Dir glaube ich unbesehen, unwürdig und entsprachen nicht der offiziellen Politik der DDR. Man hätte mit mehr Gefühl für die Probleme dieser Menschen viel mehr Gutes für unseren Staat durchsetzen können.      

Und das geht nur, indem man Vertrauen aufbaut.  Ich kenne die Dienstanweisungen nicht, nach denen dort gearbeitet wurde, kann mir aber vorstellen, dass die Verantwortlichen ständig dagegen verstoßen haben und diesbezüglich nicht streng kontrolliert wurden.

Günter Recknagel